weitere

Infos

47° 71′ 11.16′′ N | 9° 83′ 00.34′′ O
Burgruine

Prassberg

nützliche Infos


Öffentlich begehbar: nein


zur Karte
Gesamtanlage

Von der Burganlage legen heute noch beachtliche Überreste Zeugnis ab: der gut sanierte Bergfried (ehem. Turmburg), Reste der Ringmauern und des Zwingers sowie der Außenmauern von Burgkapelle und Palas. Überdies bedeckt der Boden des mit Gras, Brennnesseln, Gestrüpp und Bäumen bewachsenen (jetzt) „freien“ Innenhofs nachgewiesenermaßen noch beachtliche Mauerfundamente früherer Gebäude.
Der Bergfried – die ursprüngliche Turmburg

Anfangs bestand die Burg nur aus einer starken quadratischen Turmburg, die auf einem künstlich geschaffenen Hügel in Schalenbauweise errichtet worden war und im Kern mit dem heutigen Bergfried identisch ist.
Die im unteren Turmbereich original erhaltene Außenschale wird von gewaltigen Findlingen gebildet, die auf den Sichtseiten wenig behauen, an den Auflageflächen aber passgenau bearbeitet sind und in regelmäßigen Schichten aufeinander gemauert wurden. Alle Turmkanten sind wenigstens im unteren, originalen Bereich mit einem sorgfältigen Randschlag versehen, der sich in der oberen Schalenhälfte, die bei einer späteren Renovierung mit kleinen Steinen ergänzt wurde, wieder etwas verliert. Die Innenschale wird heute bis etwa auf halbe Höhe des 1. Obergeschosses ebenfalls von regelmäßig geschichteten Megalithen gebildet, darüber aber von einigermaßen regelmäßigen Lagen von Kieseln und kleinkalibrigen Steinen. Vielleicht ist auch dieser Befund das Ergebnis der erwähnten späteren Renovierungen, weil in dem lange dachlosen Turmstumpf durch Witterungseinflüsse auch die innere Mauerschale von oben her abschnittsweise abgeplatzt sein dürfte.
Der heute noch 17 Meter hohe Turm ragt aus der Ringmauer hervor und hat einen quadratischen Grundriss von 9,60 Metern Kantenlänge. Der heutige Eingang an der Südostseite wurde im 19. Jahrhundert durch die dort etwa 2,90 Meter starke Grundmauer hindurch gebrochen. Ursprünglich lag der Eingang in etwa 8 Meter Höhe und war nur über eine Leiter oder Holztreppe erreichbar, die auf einer aus der Mauer herausragenden steinernen Nase oder Konsole auflag.
Der in exakt geglätteten Sandstein gefasste Rundbogeneingang hat eine Breite von 0,80 Meter und eine Scheitelhöhe von 1,80 Meter. Er konnte mittels einer Bohlentüre geschlossen und durch einen in einem Wandkanal gelagerten Sperrbalken (der Balkenkanal ist noch sichtbar) verriegelt werden. Hinter dem Eingang beginnt ein 0,95/1,00 Meter breiter und im Scheitel 2,35 Meter hoher gewölbter Gang, der in den Innenraum des ersten Obergeschosses führt. Dieser ist annähernd quadratisch 3,85 x 3,80 Meter und besaß auf einer doppelten Balkenlage aufliegend, einen möglicherweise einst Lehm gestampften Boden. Er besitzt in der westlichen Mauer, nahe der Nordmauer, einen 0,77 Meter breiten und 1,57 Meter tiefen wandinwendigen Ausguss- / Aborterker; dieser stellte zweifellos einst eine Schwachstelle dar, da die Außenmauer an dieser Stelle nur noch 1,10 Meter stark ist. Den kastenförmigen steinernen Abtritt deckt eine Steinplatte, mit einer kreisrunden Öffnung.
Prassberg mit Bauhof und Mühle um 1617
Flussaufwärts (rechts der gedeckten Brücke) stand das Fischrecht in der Argen Prassberg (Kette), flussabwärts (Fische) der Reichsstadt Wangen zu. Die Wappenschilde verweisen auf die Obrigkeit, die Hochgerichtsbarkeit und das Forstrecht (Landvogtei Schwaben: Österreichisches Bindenschild), die Niedergerichtsbarkeit (Vögte von Summerau zu Prassberg: Gekrümmte Hirschstange).
Ein in der Wand nach außen führender Kamin für eine hier anzunehmende Feuerstelle, wie er im Hatzenturm und in Fronhofen noch erhalten ist, ist in Prassberg heute nicht mehr auszumachen. Möglicherweise wurde er bei einer Renovierung der äußeren und evtl. auch inneren Mauerschalen zugemauert.
Kurz nach dem Hocheingang zweigt von dem ins Innere führenden Gang rechtwinklig ein 0,70 / 0,75 Meter breiter, ursprünglich einmal ebenfalls durch eine Tür verschließbarer Gang in Richtung südliche Außenmauer ab. Er stößt – vergleichbar den Türmen von Fronhofen und Hatzenturm – auf den Eingang zu einer 0,80 Meter schmalen, rechtwinklig dazu innerhalb der südlichen Außenmauer verlaufenden, also wandinwendigen Treppe. Mittels 0,25 Meter hoher Steinstufen und bei einer Scheitelhöhe von ca. 1,80 Meter führt sie ins 2. Obergeschoss.
Bei quadratischen Außenmaßen von 9,60 Meter blieben trotz beträchtlicher Mauerstärken, die im Fundament / Untergeschoss an der dem Burghof abgewandten Nordseite 3,15 Meter und sonst 2,90 Meter betragen, blieben im Innern respektable Raumflächen übrig.
Das Untergeschoss war ursprünglich und bis ins 18. Jahrhundert nur über eine Öffnung (Falltür, Tür) im Boden des Eingangsgeschosses (erstes Obergeschoss) zugänglich und durch einen hölzernen Zwischenboden in zwei Geschosse unterteilt. Der unterste Raum (erstes Untergeschoss) ist fensterlos und 4,25 Meter hoch. Er diente nachweislich zeitweise als Verlies (Gefängnis) der Herrschaft. Das darüber liegende zweite Untergeschoss ist etwa 3,48 Meter hoch und war wohl zur Aufbewahrung von Vorräten und Gerät bestimmt. In nachmaliger Zeit, vielleicht als man den Turm zeitweise auch als Getreidemagazin nutzte, wurde im ersten Untergeschoss ein 1,20 Meter breiter ebenerdiger Eingang durch die etwa 3 Meter dicke Mauer gebrochen; er ist dort die einzige Lichtquelle und heute mit einer eisernen Gittertür verschlossen.
 
Bergfried von Prassberg
Ursprünglich konnte man den Turm nur durch den dem Innenhof zugewandten und in 7,80 Meter Höhe liegenden Hocheingang betreten, der in das erste Obergeschoss führe. Ab dort verringern sich die Mauerstärken nach oben allseitig von Geschoss zu Geschoss durch Mauerrücksprünge, die als Auflage für die die oberen Geschosse tragenden Balkenböden / -decken (zweites Untergeschoss: ca. 0,05 Meter; erstes Obergeschoss: ca. 0,20 Meter; zweites Obergeschoss: ca. 0,20 Meter; drittes Obergeschoss: ca. 0,35 / 0,85 Meter) dienten. Die Turmaußenmauern bleiben aber zur Nord- oder Angriffsseite hin immer etwas stärker als an den Innenseiten.
Analog wächst natürlich nach oben die Nutz- oder Wohnfläche von Stock zu Stock (erstes Obergeschoss: ca. 14,50 qm; zweites Obergeschoss: ca. 17 qm; drittes Obergeschoss: ca. 28 qm).
Die für die Türme Fronhofen und Hatzenturm typischen Licht- oder Schießscharten fehlen im Prassberger Turm gänzlich; stattdessen weisen die drei Obergeschosse heute große, breite Fenster mit Schwibbögen auf, die wohl nicht mittelalterlich, sondern später eingebrochen worden sind. Das zweite Obergeschoss dürfte zeitweilig einen repräsentativen Wohnraum enthalten haben. Darauf verweist nicht nur die außergewöhnliche Raumhöhe von etwa 3,75 Metern (gegenüber 3,40 Meter im ersten Obergeschoss und 3,20 Meter im dritten Obergeschoss), sondern auch eine besonders große Fensternische mit beidseitigen Sitzbänken. Vermutlich war der Raum auch einst beheizbar, die Mauerstruktur der Nordwand lässt an einer Stelle einen ehemaligen, später vermauerten Kamin vermuten.
Das einst über eine Innentreppe oder Leiter zugängliche dritte Obergeschoss besitzt vier ebenfalls sehr große (also sicher auch nicht originale) Fensteröffnungen nach allen Seiten, auch zur Nord- oder Angriffsseite hin. Da die Außenmauer auf der zum Innenhof zugekehrten Seite nur noch 1,90 Meter stark ist, hat dieser Raum mit einer großen breiten und tiefen Fensternische die größte Ausdehnung; sonst weist er allerdings keine Besonderheiten auf. Möglicherweise war er ursprünglich in Schlafräume oder Kammern unterteilt.
Grundriss vor dem Abriss von 1835
Eine selten überlieferte Gründungsgeschichte
Nah zwiespältiger Abwahl 1121 im Kloster St. Gallen floh Abt Heinrich von Twiel ins Allgäu, um sich dort den reichen Klosterbesitz zu sichern, und fand Zuflucht auf Zeil, der Burg der Grafen von Bregenz. Sein Rivale, Abt Mangold von Böttstein-Mammern gründete daraufhin 1123 – vermutlich durch den Bau des Turmes – die Burg Prassberg (Brahsberc) und besetzte sie mit einem Ministerialen, der von dort aus den sankt-gallischen Klosterbesitz um Leutkirch, Kißlegg, Wangen, Weiler und Scheidegg zu sichern hatte. Das Schisma endete zwar schon nach zehn Jahren mit dem Tod Mangolds und dem Amtsverzicht Heinrichs – jedoch die Burg Prassberg unter den Ministerialen von Prassberg blieb bestehen.
Der Ausbau zur Randhausanlage
Über diesen Ausbau fehlen für die Zeit vor 1411 jegliche schriftliche Quellen; es wird das Ergebnis beschrieben: Nachdem anfangs vermutlich hölzerne Palisaden die südlich des Turms gelegenen Wirtschafts- und Wohnbauten geschützt hatten, wurde später eine massive 0,90 bis 1,10 Meter starke und acht Meter hohe steinerne Ringmauer errichtet, die alle Gebäude im Burgbezirk umfasste. In der Folge wurden Holzbauten durch Steinbauten ersetzt. Die errichteten Wirtschafts- und Wohngebäude lehnten sich alle an die Ringmauer an und bildeten so den Typ der Randhausburg. Die Ringmauer wurde später im Süden durch einen kleinen Zwinger mit zwei Rondelltürmen erweitert, wohl eher zur Befestigung des Hanges als aus militärischen Gründen.
Irgendwann um oder nach 1200 wurde im Süden des Burgareals für die Burgherrschaft ein bequemeres Wohngebäude, ein kleiner Palas, errichtet. Der ursprüngliche Wohnturm (Turmburg) übernahm nun die Funktion eines unbewohnten Bergfrieds. Der Eingang in die Burg erfolgte seit jeher von Norden über den vom Bauhof heraufführenden Burgweg, der im oberen Teil durch ein Vortor und beidseitig durch Schenkelmauern gesichert war. Das Haupttor selbst befand sich in einem einfachen Torgebäude im Schutz des mächtigen Turms.
Geschichtliche Notizen
Die Herrschaft

Nach dem Erwerb Prassbergs durch die Vögte von Summerau zu Leupolz 1411 wurden die Herrschaften Prassberg und Leupolz dauerhaft vereinigt; Prassberg wurde zur Namen gebenden Hauptresidenz. Die Gesamtherrschaft war bis zur Säkularisation St. Gallens 1803 ein erbliches Mannlehen des Reichsstifts. Im Rahmen des Aufstiegs zur Niederadelsherrschaft war es den Herren von leupolz und Prassberg gelungen, die Erblichkeit ihrer Herrschaften zu erlangen und überhaupt ihre Verpflichtungen gegenüber St. Gallen stark zu verringern.
Die Ministerialität wurde zur Vasallität. Alle Versuche, die Lehenabhängigkeit von St. Gallen noch weiter abzuschütteln und die reichsunmittelbarkeit zu erlangen, scheiterten 1350 endgültig. Damals musste Wilhelm von Prassberg urkundlich anerkennen, dass seine Burg nur ein St. Gallener Burggesäß sei, mit dem er Abt und Kapitel von St. Gallen – aber ausschließlich zu Kriegsdiensten – verpflichtet sei. Auch fortan musste die Gesamtherrschaft Prassberg jedem Erben vom Fürstabt rechtsförmlich neu verliehen und dabei das sog. Laudemium an das Stift entrichtet werden.
Darüber hinaus aber zählten die Vögte zur Reichsritterschaft in Schwaben und waren dem Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben steuerpflichtig. Sie traten 1488 auch dem neugegründeten Schwäbischen Bund bei und gehörten 1496 und 1499 den Bündnissen der schwäbischen Städte, Klöster und Edelleute an. Immer wieder begaben sie sich in den Schutz und Schirm bzw. in das Bürgerrecht der nahmen Reichsstadt Wangen, in der sie bis ins 17. Jahrhundert gegenüber dem Rathaus ein palastähnliches Stadthaus (Prassberger Haus) besaßen.
Herrschaftsrechte

Außer der Grund- und Leibherrschaft, den Groß- und Kleinzehnten sowie dem Patronat über die Kirche von Leupolz besaßen die Vögte in der Herrschaft Zwing und Bann, also die Niedergerichtsbarkeit, den gewerbebann, das Fischrecht und das Steinelesen in der Argen.
Die Hochgerichtsbarkeit stand ihnen seit der Verleihung 1541 durch Karl V. aber nur innerhalb der Mauern der Burgen / Schlösser Leupolz und Prassberg zu; außerhalb lag sie bei der Landvogtei Schwaben mit Sitz in Altdorf. Deren Forstmeister stand auch die Forstliche Obrigkeit mit der Hohen Jagd (Bären, Hirsche, Wildschweine) im Niedergerichtsbezirk der Vögte zu. Aufgrund eines Schiedsvertrags von 1545 mit König Ferdinand war den Vögten die Jagd auf Niederwild (Hasen, Rehe und Füchse) überlassen. Erbbegräbnisse besaßen die Vögte in den Pfarrkirchen St. Martin zu Wangen und St. Laurentius zu Leupolz, wo noch heute einige stolze Epitaphien an sie erinnern.
Burgherren, -besitzer und -eigentümer - Die Herren von Prassberg

Als erste Burgherren saßen auf Prassberg St. Gallener Ministerialen, die vermutlich aus dem Thurgau stammten und die sich (urkundlich ab 1167) von Prassberg nannten. Familienmitglieder waren später oft auch im Reichsdienst tätig; Söhne und Töchter waren Mönche und Nonnnen in den Klöstern Kempten, Lindau, Ottobeuren und Rheinau. Ursula von Prassberg war Äbtissin von Baindt (1399 – 1403, 1412 – 1417), Friedrich von Praßberg wurde sogar Bischof von Eichstätt (1237 – 1246).
Kurze Zeit geboten zuerst Konrad (+1399) und dann sein Sohn Hartmann von Prassberg auch über die St. Galler Lehen Haldenberg, Neuravensburg sowie das Kemptener Lehen Siggen. Hartmann von Praßberg war 1393 Reiterführer in Lucca und heiratete Katharina, die 14-jährige Tochter des im Dom von Florenz begrabenen englischen Kondottiere John Hawkwood.
Kapellenaltar mit Resten von Wandfresken
Der Altar ist inzwischen dem Vandalismus zum Opfer gefallen, die Fresken nicht mehr sichtbar.
Quellenverzeichnis

  • Stätten der Herrschaft und Macht – Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg, herausgegeben von Prof. Hans Ulrich Rudolf unter Mitarbeit von Berthold Büchele und Ursula Rückgauer.
  • Stadtarchiv Wangen
  • Regierungspräsidium Tübingen Denkmalpflege
  • GFWW Wolfegg, WoWo 16930