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47° 70′ 70.92′′ N | 9° 85′ 02.23′′ O
Wohnturm

Oflings

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Öffentlich begehbar: nein


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Ansicht Wohnturm 2012 Süd-/Ostseite
Zusammenfassung

  • Burg und Ort Oflings sind erstmals im Jahre 1258 als „Wolfelins“ urkundlich im Besitz der sankt-gallischen Ministerialen von Oflings erwähnt
  • Um 1340 Sitz des Ministerialen Geschlechts der Huß, das seit 1244 in der Gegend nachweisbar war
  • Vor 1510 verkauft Dr. Benedikt von Essendorf die Burgstatt, Graben und Hof, die Fischrechte, Äcker und Wiesen an die Reichstadt Wangen
  • Ab dem 17 Jahrhundert wurde der Turm nur noch als Wohnung benutzt
  • 1811 Versteigerung des Turms durch das Königlich Württembergische Kameralamt Wangen
  • Seit 1897 im Besitz der Familie Sigg
Über achthundert Jahre behauptet der Oflingser Wohnturm seinen Platz auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel (Motte) im kleinen Weiler Oflings, nahe der Straße in die ehemals freie Reichsstadt Wangen.
 
Schon auf der Rauch‘schen Landtafel von 1617 ist er deutlich zu erkennen.
Rauch‘sche Landtafel 1617
Der etwa 18 Meter hohe Wohnturm ist ein klassisches Beispiel für eine frühe Turmhügelburg. Ein genaues Erbauungsdatum kann nicht eindeutig nachgewiesen werden. Es wird angenommen, dass die unteren drei Steingeschosse um 1200 entstanden sind. Diese Jahreszahl entspricht dem Alter eines Eichenbalkens (nachgewiesen über eine dendrochronologische Untersuchung) der vermutlich als Kragbalken für ein Außenpodest vor dem ursprünglichen Hocheingang diente. Der quadratische Turm hat ein Kantenmaß von 7,5 Meter, mit Mauern aus Feld- und Geröllsteinen und einer Mauerstärke im unteren Bereich von bis zu 2 Metern.
Die Turmburg war einst von einem Graben umgeben, der vermutlich vom Oflingser Bach gespeist wurde.
Die wichtigste Veränderungsphase des Turmes fällt in das ausgehende 16. Jahrhundert. Damals wurde das vierte Turmgeschoß aufwendig umgebaut und ein fünftes Turmgeschoß neu aufgesetzt. Dieses hat sich im heutigen Bestand noch nahezu unverändert erhalten. Es besitzt dünne, außen über einem Rundbogenfries vorkragende Backsteinaußenwände.
Rundbogenfries Ansicht Südseite
Rundbogenfries mit Aborterker Ansicht Nordseite
Der ursprüngliche Zugang auf W-Seite in 6m Höhe war nur über eine Außentreppe oder Leitern erreichbar. Der neue Turmeingang befindet sich seit dem 19. Jahrhundert ebenerdig auf der Nordseite.
Ehemaliger Außenzugang
Ehemaliger Außenzugang
Heutiger Turmzugang
 
Das Dach wurde bei der Renovierung im Jahre 1996 entsprechend der der Rauch’schen Landtafel aus dem Jahr 1617 rekonstruiert und die ursprüngliche Krüppelwalmform des Daches wieder hergestellt.
Rekonstruierte Dachform nach der Renovierung 1996. Ansicht Süd/Südost
In sechs Stockwerken bietet der Turm heute rund 160 qm Wohnfläche. Aufgrund der Mauerdicke dient das 1. Obergeschoss nicht als Wohnbereich. Um in den Hauptwohnbereich zu gelangen, muss man 56 Stufen und rund 10 Höhenmeter überwinden. Zur Erschließung der Geschoßebenen waren und sind Innentreppen entlang der Außenwände notwendig, die wegen der nach oben abnehmenden Wandstärke des Turmes mehrfach versetzt werden mussten. Von der steinernen Wendeltreppe bis zur hölzernen Stiege im Dachgeschoß sind Treppen im Inneren von starker Dominanz.
neu eingebaute Treppen vom 1.OG in das 2. OG, 1996
neu eingebaute Treppen vom 1.OG in das 2. OG, 1996
 
Sandsteinwendeltreppe um 1597
Über die historische Wendeltreppe gelangt man in die eigentlichen Wohngeschosse. Der Ausbau des dritten Obergeschosses kann man auf das 15./16. Jahrhundert datieren. Das Gebälk des weiteren Geschoß und des Daches lassen sich auf eine Aus- und Umbauphase um 1597 bestimmen. Dazu gehört auch das große Fenstergewände im Hauptraum des Turmes mit der Sandstein Mittelsäule deren Kapitell mit den Beschlag- und Rollwerkornamenten die Jahreszahl „1521“ trägt.
Hauptraum mit Sandstein Mittelsäule
Hauptraum mit Sandstein Mittelsäule
Hauptraum mit Sandstein Mittelsäule
Während der Renovierung im Jahre 1996 wurde der Turm bauhistorisch durch Dr. Stefan Uhl im Auftrag des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg untersucht. Durchgeführte dendrochronologische Untersuchungen des Holzes ermöglichen bis auf das Jahr genaue Altersbestimmung und belegen sogar, zu welcher Jahreszeit es geschlagen wurde. Gut erhaltene Rundhölzer im ersten Obergeschoß sind fast 600 Jahre alt.
Baualtersplan
Dr. Uhl fertigte eine umfangreiche Bestandaufnahme an und fasste die Ergebnisse der Untersuchung in folgendem Zitat zusammen: „Mit seinem umfangreiche historischen Altbestand ... ... kommt dem Turm von Oflings ... eine überregionale Bedeutung zu, die es rechtfertigt, die vorgenommene Bauuntersuchung als eine der wissenschaftlich lohnendsten in dieser Richtung seit langer Zeit zu bezeichnen.“
Für die im Jahre 1996 durchgeführte Renovierung wurden die Besitzerfamilie Sigg und der Architekt Helmut Hausen 1997 mit dem Denkmalschutzpreis des Schwäbischen Heimatbundes ausgezeichnet.
Inschrift an der Nordseite des Turms
Turmburg Oflings um 1590, StA Wangen
Nord/Westansicht
Nordansicht um 1800
Nordansicht um 1930
Südansicht um 1930
Nordansicht, 1947
Nordansicht, 1996
Quellenverzeichnis

  • Wohntürme, Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung e.V.
  • Stadtarchiv Wangen
  • Bauhistorische Untersuchung 1996 Dr. Stefan Uhl
  • Württembergisches Urkundenbuch
  • Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen
  • Sonderdruck zum Denkmalschutzpreis des Schwäbischen Heimatbundes 1997
  • Der Wohnturm von Oflings bei Wangen, Hans-Peter Mohr, Im Oberland Heft 1, 1999
  • Stätten der Herrschaft und Macht, Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg, Hans Ulrich Rudolf (HRSG)