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47° 73′ 66′′ N | 9° 81′ 72.4′′ O
Burgruine

Leupolz

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Öffentlich begehbar: nein

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Zusammenfassung

Die Burg Leupolz liegt südwestlich des Weilers Leupolzbauhof. Von ihr sind nur noch Mauerüberreste vorhanden. Die Burg wurde lange Zeit von den Vögten von Summerau bewohnt, bis nach dem mißglückten Überfall auf die Stadt Wangen 1389 der Truchsess von Waldburg Zuflucht auf der Burg Leupolz suchte und die Burg vom Aufgebot der Städte zerstört wurde. Die Vögte verlagerten ihren Hauptsitz danach zur Burg Praßberg. Heute ist die Burgstelle in Privatbesitz und kann deshalb nicht öffentlich besichtigt werden.
Ruine

Auf dem sog. Schlossberg, einem 25 bis 30 Meter hohen Moränenhügel südlich des Dorfes Leupolz, südwestlich des Weilers Leupolzbauhof, gekennzeichnet durch einen Merkt-Gedenkstein von 1939 am Fuß des Burghügels.
Burghügel Leupolz von Südost
Sie nahm einst ein ovales Areal von ca. 20m x 30m ein. Im südöstlichen Bereich sind noch Mauerzüge bis 1,5 Meter Höhe erhalten. Im ungestörten nordwestlichen Bereich zeichnet sich aus dem Oberflächenschutt der Grundriss des Bergfrieds ab. Nach der Landtafel Wangen von 1617 besaß dieser einen Fachwerkaufsatz, und es schlossen sich im südöstlichen Burgareal Wohnbauten an, welche eine Ringmauer umgab. Heute sind davon nur noch einige Fundament- und Mauerreste zu sehen.
Der einstige Burgweg kam von Norden und führte am Bergfried vorbei. Die heutige Auffahrt an der Südwestseite dürfte um 1820 zum Abtransport des Abbruchmaterials eingerichtet worden sein.
Von der Burg zum Burgstall

Die Burg Leupolz war – vergleichbar Prassberg – im Laufe des 12. Jahrhunderts aus einer Turmburg sanktgallischer Ministerialen hervorgegangen. Sie blieb aufgrund ihrer Lage auf einem hohen, nach allen Seiten abfallenden Moränenhügel relativ kleinräumig.
Als es im Krieg zwischen den Fürsten und den süddeutschen Reichsstädten 1389 zu einem missglückten Angriff des Truchsessen Johannes II. von Waldburg auf Wangen kam und der beim Angriff verletzte Truchsess auf seiner Flucht bei Rudolf Vogt von Summerau auf Burg Leupolz Zuflucht fand, wurde diese von einem Aufgebot der Städte erobert und zerstört. Der Krieg wurde im Vertrag von Weingarten am 15.08.1389 beigelegt, der außer einem Schiedsgericht zur Beilegung der Streitigkeiten auch die Freilassung des Truchsessen anordnete. Die Vögte verlegten in der Folge ihre Residenz auf das 1411 erworbene Prassberg.
Burg Leupolz Rekonstruktionszeichnung
Erst ab 1455 durfte die Ruine Leupolz mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. wieder instand gesetzt werden. Die damals entstandene Anlage ist in der Landtafel Wangen von 1617 abgebildet. Sie wurde beherrscht von einem mächtigen Bergfried mit Fachwerkaufsatz, wohl der ursprünglichen Turmburg, an den sich ein Palas anschloss.
Wenige Jahre nach der Fertigstellung der Landtafel, im Jahr 1624, endete die Geschichte der Burg endgültig. Sie brannte infolge eines Blitzschlages ab und wurde danach nicht wieder aufgebaut, sondern dem allmählichen Verfall preisgegeben.
Leupolz Ruine
Noch um 1820 waren größere Mauerreste von Ringmauer, Burg und Palas mit Erlaubnis des Fürsten von Wolfegg durch die Falllehenbauern zur Errichtung von Bauernhäusern abgeräumt worden. Nachdem Burgstall und Bauhof in Privateigentum übergegangen waren, wurde dem Eigentümer im 20. Jahrhundert ein Kiesabbaurecht eingeräumt. Dadurch wurde der Burgberg auf der Ostseite, wo er sich einst bis zur heutigen Straße erstreckt hatte, stark verstümmelt und die Ruine infolge abrutschender Mauerteile und Steine weiter geschmälert. Heute sind nur noch wenige Fundamentreste und Trümmer von Mauern und Gebäuden zu sehen.
Geschichtliche Notizen

Burg und Herrschaft Leupolz waren ursprünglich Teil des umfangreichen Besitzes des Klosters St. Gallen im Allgäu. Sie waren als Dienstlehen Ministerialen anvertraut worden, den späteren sog. Herren von Leupolz, die zwischen 1229 und 1277 urkundlich genannt werden. 1341 erwarb Hans Vogt von Summerau Burg und Herrschaft Leupolz; urkundlich wurde 1342 erstmals sein Sohn Rudolf Vogt von Summerau zu Leupolz genannt.
Die Herren von Burg und Herrschaft emanzipierten sich allmählich aus der anfangs straffen Klosterherrschaft und wandelten das Dienstlehen in ein erbliches, also relativ unabhängiges Lehen des Stifts um.
Doppelepitaph eines Leupolzer Burgherrnehepaares
Die Vögte von Summerau, ursprünglich staufische Ministerialen, zählten seit etwa 1269 zu den Reichsministerialen und danach zum Niederadel. Die Familie besetzte zahlreiche angesehene kirchliche und weltliche Ämter. Um 1270 hatten sie ihr dem Hochstift Kempten gehöriges Lehen Laimnau an der Argen bei Alt- und Neusummerau an das Bistum Konstanz und in der Folge weitere Besitztümer und Rechte in diesem Raum verkauft. Um diese Zeit übersiedelten sie unter unbekannten Begleitumständen für einige Zeit auf die Kemptener Burg Wolkenberg.
Im Jahr 1411 erwarb Heinrich von Summerau zu Leupolz von Heinrich von Schellenberg zu Wagegg auch die benachbarte Sankt Galler Burg und Herrschaft Prassberg. Seither teilten Burgstall und Herrschaft Leupolz das Schicksal von Burg und Herrschaft Prassberg. Vogt Heinrich von Summerau vereinigte Leupolz und Prassberg für alle Zeiten zur Herrschaft Prassberg und baute die baulich intakte und größere Burg Prassberg zum Hauptsitz aus, nach dem sich die Vögte von nun an auch nannten.
Nach ihrem Wiederaufbau ab 1455 diente Burg Leupolz bei Erbteilungen ab 1492 mehrmals als Sitz von Nebenlinien der Vögte von Summerau zu Prassberg, die sich dann auch zu Leupolz nannten. Von 1383 bis 1533 hatten die Vögte als Reichslehen auch die von den Herren von Ebersberg um 600 Gulden erkaufte Vogtei Eisenharz mit dem Forst in Besitz.
Die Burgherrschaft

Sie umfasste im Wesentlichen das Gebiet der späteren Gemeinde Leupolz, laut einer Urkunde des Vogtes Rudolf von Summerau von 1357 Güter und Menschen von 20 Höfen in den Orten Bach, Buchen, Ehrlach, Feld, Finken, Holtz, Hub, Leupolz, Niederweiler, Oberweiler, Steinberg, Strass und Stützenberg.
In diesem Bereich waren die Burgherren in erster Linie Grund- und Leibherren und besaßen die 1478 durch Kaiser Friedrich III. bestätigte Niedergerichtsbarkeit mit Zwing und Bann. Deren Manifestation waren insbesondere die herrschaftliche Leupolz-Mühle, die Badstube, die Tafern (heute Landgasthof „Zur Sonne“ bei der Pfarrkirche) sowie der Kirchensatz über die Pfarrkirche St. Laurentius zu Leupolz.
Die Hohe Gerichtsbarkeit und die Forstliche Obrigkeit (Forsthoheit mit Hoher Jagd) lagen im Spätmittelalter bei der Landvogtei Schwaben in Altdorf.
Leupolz Merktsche Gedenktafel
Nach Säkularisation und Mediatisierung Die Herrschaft Prassberg(-Leupolz) fiel im Gefolge der Säkularisation des Reichsstifts St. Gallen 1803 zunächst an die Fürsten von Waldburg-Wolfegg. Nach deren Mediatisierung 1806 wurde sie trotz Widerspruchs Württembergs zuerst vom Königreich Bayern in Besitz genommen. Durch Staatsvertrag vom 13.10.1806 wurde sie aber samt der Hft. Siggen an das Königreich Württemberg zurückgegeben, wo sie spätestens ab 1830 die standesherrliche Gemeinde Prassberg bildete, bis diese 1883 in Gemeinde Leupolz umbenannt wurde. Seit der Gemeindereform 1973 gehört Leupolz zur Stadt Wangen. Außer Fundamentresten der Burg erinnern heute nur noch einige stolze Grabsteine und Epitaphien in der Pfarrkirche St. Laurentius an die einstige Feudalherrschaft der Vögte von Summerau zu Prassberg und Leupolz.
Der ehemalige Bauhof der Burg besteht noch heute, wurde aber seit 1803 in mehrere Besitzanteile zersplittert und zersiedelt.
Eingeschränkte Besichtigung

Der Burgstall Leupolz ist heute nicht frei zugänglich, sondern in Privatbesitz und daher nur nach Absprache mit dem heutigen Eigentümer zu besichtigen.
Quelle: Stätten der Herrschaft und Macht – Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg, herausgegeben von Prof. Hans Ulrich Rudolf unter Mitarbeit von Berthold Büchele und Ursula Rückgauer.